Der Die Farbe Violett
„Ein schönes Weib ist schöner
nackt, als wenn es sich in Purpur kleidet“, so steht es bereits bei Plautus.
Unser heutiges Violett, das dem
früheren Purpur nahe kommt, hat einen ähnlichen ambivalenten Ruf. Dabei war
Purpur eine Herrscherfarbe und kleidete Könige. Violett tritt dieses Erbe an.
Es ist geheimnisvoll und zweideutig, ja es beruhigt: Die Mischfarbe changiert
zwischen den beiden Farben Blau und Rot. Gibt man Weiß dazu, wird Lila daraus.
In Violett sind die gegensätzlichen Qualitäten von Rot und Blau – Aktivität und
Ruhe, Sinnlichkeit und Geist – vereint. Es gilt als magische Farbe von
Zauberern und Hexen und wirkt oft aufdringlich, extravagant und künstlich. Nur
wenige Menschen haben Violett als Lieblingsfarbe. Violette Gebrauchsgegenstände
sind allenfalls ein kurzlebiger Modegang, mit Ausnahme vielleicht einer
gewissen lila Kuh. Lila und Violett machen sich auch in der Natur rar:
Auberginen sind violett, Brombeeren und manche Traubensorte. Bei den Blüten
gibt es Veilchen, Flieder und Lavendel. Interessant ist, dass im Französischen
die Farbnamen identisch sind: „violette“ ist das Veilchen, „lilas“
der Flieder.
Dunkles Violett war früher die
bevorzugte Kleiderfarbe des Alters. Noch heute kennt man die Redensart vom
„lila als letzten Versuch“, die man hört, wenn eine ältere Frau durch lila
Kleidung signalisiert, dass sie noch nicht zum alten Eisen gehört. Und dann
gibt es noch die „lila Latzhosen“. Als Frauen- und Friedensbewegung ihre
Blütezeit hatten, assoziierte man mit dieser Farbe politische Überzeugungen.
Lila sollte emanziepierte, umwelt- und
friedensbewegte Ansichten zum Ausdruck bringen. Denn lila ist un-
konventionell und wie Violett
eine auffällige Farbe.
Der sakrale Symbolgehalt von
Violett ist dem profanen ganz entgegengesetzt. Steht es als weltliche Farbe für
Auffälligkeit, Extravaganz und erotisch-
magische Verlockung, gilt die Veilchenfarbe im kirchlichen
Zusammenhang als Zeichen für Demut und Frömmigkeit. In der kath. Kirche ist es
die Farbe der Buß- und Fastenzeit. Vor Weihnachten, vor allem aber im Februar
nach Fasnacht, schmückt Violett die Kirchenaltäre.
Farbe der Demut hier, Farbe des
Prunkes dort – Die Farbsymbolik ist mit der historischem Bedeutung der
Farbstoffe verwoben. Mit dem Schleim der Purpurschnecken färbte man bis ins 15.
Jahrhundert das dem heutigen Violett ähnliche Purpur. Das Verfahren war
aufwendig, die Rohstoffe wertvoll. Etwa 3.000.000 Purpurschnecken wurden einst
gebraucht, um einen Königsmantel zu färben. Die engl. Königskrone ist übrigens heute
noch mit violettem Samt gefüttert. Der zartviolette Edelstein Amethyst hat
seinen Namen vom griechischen Wort „amethysos“, was
so viel wie „nicht trunken“ oder „nüchtern“ bedeutet.
Der Amethyst sollte, so glaubte
man, gegen Vergiftungen und Trunkenheit wirken. Rosenkränze und Kardinalsringe
aus dem violetten Stein stehen für die geistige Nüchternheit und für die Demut
der Gläubigen. Auch hier macht Violett seinem ambivalenten Ruf alle Ehre.